Wasserkefir: Limonade für einen gesunden Darm - myBioma

Wasserkefir: Limonade für einen gesunden Darm

Manchmal sehnen wir uns einfach nach einer erfrischenden Limonade, die auf der Zunge prickelt und uns belebt. Meistens sind diese Getränke allerdings ziemliche Zucker-Bomben, die uns nur kurz gut fühlen lassen. Wir stellen euch heute eine gesunde und leckere Alternative vor: Wasserkefir! In diesem Blog erfährst du alles, was du darüber wissen musst, und bekommst ein einfaches Rezept, um selbst zum Wasserkefir-Braumeister zu werden.

Was ist Wasserkefir?

Wasserkefir ist ein spritziges, fermentiertes Getränk, das aus Wasserkefirkristallen hergestellt wird. Es ist reich an probiotischen Bakterien und Hefen, die eine gesunde Darmflora unterstützen (1). Während Milchkefir die bekanntere Variante ist, stellt Wasserkefir eine erfrischende Alternative für alle dar, die unter starker Laktoseintoleranz leiden, auf Milch (-produkte) allergisch reagieren oder sich vegan / vegetarisch ernähren.

Was sind Wasserkefirkristalle?

Wasserkefirkristalle, auch Tibi, Tibocos oder Japankristalle genannt, sind gelartige Kügelchen, die hauptsächlich aus Milchsäurebakterien, Essigsäurebakterien und Hefen bestehen. Diese Mikroorganismen verwandeln Zucker in Milchsäure (hat nichts mit Milch zu tun), Kohlensäure und minimalen Mengen Alkohol, was Wasserkefir seine spritzige und leicht säuerliche Note verleiht. Abhängig von der Zusammensetzung dieser Mikroben-Arbeitsgemeinschaft, Fermentationsdauer und verwendeten Zutaten, können unterschiedliche Aromen und Säuregrade entstehen (1).

Wasserkefirkristalle in einer kleinen Schüssel.

Wasserkefirkristalle - eine Symbiose aus Bakterien und Hefen, die aus einer Zucker-Wasserlösung ein probiotisches Getränk zaubern. 

Gesundheitliche Vorteile von Wasserkefir

Das fermentierte Getränk ist ein toller Lieferant an probiotischen Bakterien wie Bifidobakterien und Milchsäurebakterien, sowie anderen gesundheitsförderlichen Substanzen. Während die gesundheitlichen Vorteile des verwandten Milchkefirs bereits umfassend erforscht wurden, gibt es zu Wasserkefir noch vergleichsweise wenig wissenschaftliche Studien. Die folgenden Punkte zeigen jedoch, dass Wasserkefir als natürlich vegane Alternative locker mithalten kann und eine ausgezeichnete darmgesunde Option zu herkömmlichen Limonaden ist:

  • Probiotischer Drink
    Probiotische Bakterien entfalten, wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden, verschiedenste gesundheitliche Vorteile. Sie können zur gesunden Balance des Darm-Mikrobioms beitragen, das Immunsystem unterstützen, entzündungshemmend und antioxidativ wirken und sich positiv auf Verdauung und Stoffwechselgesundheit auswirken (1,2). 
  • Nährstoff-Lieferant
    Abhängig von den verwendeten Zutaten, der Zusammensetzung der Kefirkristalle, sowie von Temperatur und Dauer der Fermentation enthält der fertige Wasserkefir unterschiedliche Mengen und Arten probiotischer Bakterien, Vitamine (insbesondere B-Vitamine), Mineralstoffe (wie Calcium und Magnesium), organische Säuren und antioxidativ wirkende Polyphenole (3). Grundsätzlich gilt: Je länger die Fermentation dauert, umso mehr gesundheitsförderliche Substanzen können sich entwickeln. 
  • Zuckerarme Erfrischung
    Im Gegensatz zu den meisten Softdrinks oder Limonaden besticht Wasserkefir mit seinem deutlich geringerem Zuckergehalt. Der Zucker, den du zu Beginn hinzufügst, dient nämlich nicht deinem Genuss, sondern vor allem den Bakterien und Hefen als Nahrung. Die Mikroorganismen wandeln den Großteil des Zuckers während der Fermentation um. Wie viel Restzucker am Ende übrig bleibt, hängt vor allem von der Dauer der Fermentation ab. Nach 72 Stunden kann der Zuckergehalt sogar auf bis zu 5 % des ursprünglichen Wertes gesenkt werden (4).

Was benötigt man für die Herstellung von Wasserkefir?

  • Wasserkefirkristalle als Starterkultur: Diese kannst du von verschiedenen Händlern online kaufen oder in manchen Bio-, Reform- oder Naturkostläden, sowie in auf Fermentation spezialisierten Läden finden.
  • Zucker-Wasser-Lösung: Das Wasser sollte unbedingt chlorfrei und nicht destilliert sein, da sonst keine Mineralien mehr enthalten sind, die für den Fermentationsprozess wichtig sind. Als Zuckerquelle kannst du weißen (Haushalts-) Zucker, braunen Zucker (Rohrohrzucker) oder Kokosblütenzucker verwenden. Weißer, raffinierter Zucker erzielt den neutralsten Geschmack, während andere Zuckerarten leicht malzige Noten mitbringen und die Kefirkristalle etwas einfärben können. Alternativ kannst du auch naturbelassene Fruchtsäfte verwenden (3).
  • Trockenfrüchte: Neben weiterem Zucker liefern Trockenfrüchte auch Stickstoff und Mineralstoffe, welche die Kefirkristalle für die Fermentation unbedingt benötigen. Feigen gelten aufgrund ihres hohen Calciumgehalts als besonders vorteilhaft für eine optimale Fermentation (3). Du kannst aber auch mit jeglichen anderen Tockenfrüchten wie Datteln, Aprikosen oder Sultaninen experimentieren. Wichtig ist, darauf zu achten, dass sie ungeschwefelt und naturbelassen (also ohne Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel) und am besten in Bio-Qualität sind.
  • Zitrone oder andere Zitrusfrucht: Senkt den pH-Wert und schafft somit eine ideale Umgebung für Kefirkristalle. Außerdem verhindert dieses Milieu das Wachstum unerwünschter Keime wie Schimmel. Zusätzlich fördern Zitrusfrüchte ein angenehm frische Geschmacksnote.
  • Gärgefäß: Hier eignen sich am besten große Glasgefäße wie Mason Jars. Als Abdeckung kannst du entweder spezielle Gärdeckel verwenden, einen normalen Deckel nur locker schließen oder einfach einen Teller, Plastikfolie oder Geschirrtuch verwenden.
  • Sieb und Trichter: Zum Abseihen der Kefirkristalle eignen sich am besten ein Plastik- oder Edelstahl-Siebe und Trichter. Vermeide Metalle wie Eisen, Aluminium oder Kupfer, da Kefirkristalle empfindlich darauf reagieren (3).
  • Beliebige Früchte, Kräuter, Gewürze: Dienen als weitere, optionale Zutaten für die Zweitfermentation. So kannst du ganz nach deinen Lieblingsgeschmäckern oder saisonabhängig unterschiedliche Wasserkefirsorten herstellen. Entscheide dich auch hier für Bio-Qualität.

Wasserkefir selber machen: Ein einfaches Rezept

Das Brauen deines eigenen prickelnden Wasserkefirs braucht zwar etwas Geduld, lohnt sich aber! Wir geben dir eine einfache Schritt-für-Schritt Anleitung für vollen Erfolg. Die Zweitfermentation ist optional – hier kannst du aber besonders leckere Geschmacksnoten zaubern und deine individuelle Lieblings-Limonade kreieren.

Menge: 750 ml
Zubereitungszeit: 8 Minuten
Fermentationszeit: 1 bis 6 Tage

Zubereitung

  1. Gib ca. 200 ml heißes Wasser in dein sauberes Gärgefäß mit 1 l Fassungsvermögen und löse ca. 50-60 g Zucker darin auf.
  2. Gib ca. 20-30 g Trockenfrüchte, 1-2 Scheiben Zitrone und den Saft einer halben Zitrone hinzu und fülle mit kaltem Wasser bis ca. 750 ml auf.
  3. Lass die Zucker-Wasser-Lösung abkühlen und gib 2-3 EL deiner Wasserkefirkristalle hinzu.
  4. Verschließe dein Gefäß locker mit einem Deckel oder nutze einen speziellen Gärdeckel. So kann übermäßige Kohlensäure, die während der Fermentation entsteht, sicher entweichen.
  5. Stelle das Gefäß an einen warmen, lichtgeschützten Ort und überlass die restliche Arbeit den Mikroben. ✨
  6. Nach 24h kannst du das erste mal testen, ob dir der Wasserkefir bereits schmeckt. Wenn du weniger Süße, mehr Säure und mehr Kohlensäure wünschst, lass ihn noch für weitere 1-2 Tage stehen und führe immer wieder Geschmackstests durch.
  7. Bist du mit dem Geschmack zufrieden, fülle deinen Wasserkefir über Sieb und Trichter in Schraubgläser oder Glasflaschen um.
  8. Spüle die Kefirkristalle mit Wasser ab & schon kannst du sie für einen weiteren Wasserkefir-Ansatz verwenden. Wenn du nicht sofort einen weiteren Ansatz starten möchtest, lagere sie am besten in einer Zucker-Wasser-Lösung im Kühlschrank. Wenn sich die Kristalle stark vermehrt haben, kannst du überschüssige Nachkommen auch einfach aufessen! 😋
  9. Deinen fertigen Kefir kannst du nun entweder kühlstellen, sofort trinken, oder, um den Geschmack zu verfeinern, einer Zweitfermentation unterziehen:

Zweitfermentation

  1. Gib in deine Schraubgläser mit dem fertigen Wasserkefir Früchte, Kräuter oder Gewürze deiner Wahl. Wir haben uns für eine köstliche Variante mit Ingwer, Orangenscheiben und Minze entschieden. Schließe die Gläser und lass die Mischung weitere 1-3 Tage lichtgeschützt bei Raumtemperatur stehen.
  2. Für einen regelmäßigen Geschmackstest eignet sich die Verwendung von sauberen Strohhalmen. Sobald du mit dem Geschmack zufrieden bist, kannst du deine fertige, probiotische Limonade genießen und für ca. 2 Wochen im Kühlschrank lagern.
Wasserkefir in zwei Gläsern nach Zweitfermentation mit Orange, Ingwer und Minze.

So sieht unser fertiger Wasserkefir nach der Zweitfermentation mit Orange, Ingwer und Minze aus. Lecker!

Häufige Fragen zu Wasserkefir (FAQ)

Wie viel Alkohol steckt in Wasserkefir?

Ähnlich wie bei der Herstellung von Wein und Bier, entsteht auch bei Wasserkefir durch den Fermentationsprozess mit Hefen Alkohol. Der Gehalt ist aber sehr gering und liegt meist unter 1%, bis zu maximal 2% (1). Dennoch sollte man aus diesem Grund während der Schwangerschaft und Stillzeit auf Wasserkefir verzichten.
Je länger der Wasserkefir fermentiert, umso mehr Alkohol kann sich bilden. Ähnlich geringe Mengen Alkohol befinden sich übrigens natürlicherweise auch in anderen Lebensmitteln wie reifen Bananen, Apfel- oder Orangensaft.

Wie kümmere ich mich um Wasserkefirkristalle?

Bei der Herstellung von Wasserkefir wachsen deine Kefirknollen, da sie sich von dem bereitgestellten Zucker ernähren. So kannst du quasi unendlich viel Wasserkefir herstellen – oder Kristalle, die du nicht benötigst, an Freunde weiterschenken. Wenn du eine Wasserkefir-Pause einlegen möchtest, kannst du die Kristalle mit einer Zucker-Wasser-Lösung bedeckt gekühlt lagern. Nimm dazu einfach ein kleines Schraubglas, gib ca. 2 EL Zucker, Wasser und deine übrigen Kefirknollen hinein und lagere sie im Kühlschrank. So verhungern sie nicht und überleben, bis du sie wieder benötigst. Einmal im Monat solltest du sie mit Wasser abspülen und die Zucker-Wasser-Lösung erneuern.

Ist Wasserkefir gut verträglich?

Wie bei den meisten probiotischen Lebensmitteln kann es sein, dass sich dein Darm erst an die zusätzlichen Bakterien gewöhnen muss. Wenn du Blähungen oder Unwohlsein bemerkst, beginne mit einer kleinen Menge (ein halbes Glas) und steigere den Verzehr langsam. Bei Histamin- oder Fructoseintoleranz ist von einem Verzehr abzuraten. Auch Diabetiker:innen sollten vorsichtig sein, denn auch wenn der Großteil des Zuckers abgebaut wird, bleibt noch ein Restgehalt enthalten. Bei 

Kann ich Wasserkefir zuckerfrei machen?

Eine Fermentation ohne Zucker ist nicht möglich, da deine Wasserkefirkristalle verhungern würden. Aber keine Sorge – der Großteil des Zuckers wird umgewandelt, sodass du mit längerer Fermentationsdauer ein Getränk mit nur geringem Zuckergehalt erhältst.

Wie erkenne ich, dass die Wasserkefirkristalle richtig arbeiten?

Sobald die Fermentation beginnt, bilden sich kleine Bläschen an den Trockenfrüchten und an der Oberfläche der Wasserkefirkristalle. Diese sprudelnden Bläschen sind ein sicheres Zeichen dafür, dass der Fermentationsprozess in vollem Gange ist und alles rund läuft.

Meine Wasserkefirkristalle sehen komisch aus. Was bedeutet das?

  • Wenn deine Kefirkristalle sehr schleimig werden, spüle sie mit frischem Wasser ab und gib beim nächsten Ansatz mehr Säure in Form von Zitrusfrüchten oder zum Beispiel Zitronensaft hinzu.
  • Bildet sich eine weiße Schicht auf den Kristallen, kann es sein, dass sich Kahmhefe oder Schimmel gebildet hat. Bei Schimmel muss das Getränk und auch die Kefirkristalle leider entsorgt werden. Lass dich nicht unterkriegen und versuch es ein weiteres mal.
  • Wenn du braunen Zucker oder Säfte verwendest, kann es sein, dass sich deine Kefirkristalle einfärben. Das macht aber nichts!

Ist Wasserkefir für Menschen mit Laktoseintoleranz geeignet?

Ja, Wasserkefir ist laktosefrei, da er nicht auf Milch- sondern auf Wasserbasis hergestellt wird.

Wie lange hält sich Wasserkefir?

Im Kühlschrank hält sich Wasserkefir etwa zwei Wochen. Der Geschmack kann sich währenddessen etwas ändern und intensivieren.

Was ist der Unterschied zwischen Milchkefir, Wasserkefir und Kombucha?

Alle drei Getränke sind lecker, probiotisch und gut für deine Darmgesundheit. Ihr Unterschied liegt in den Zutaten und im Geschmack:

  • Für Wasserkefir brauchst du Wasserkefirkristalle, welche sich von Fructose (= Fruchtzucker, steckt in allen Zuckerarten und Früchten) ernähren und eine Zucker-Wasser-Lösung fermentieren. Das Ergebnis ist ein sprudeliges, säuerlich-süßes Erfrischungsgetränk.
  • Milchkefir ist ein fermentiertes, leicht säuerliches Milchgetränk, welches an Trinkjoghurt oder Buttermilch erinnert. Die speziellen Kefirknollen ernähren sich von Milchzucker (= Laktose). Mehr Infos über Milchkefir und eine Anleitung zum Selbermachen erhältst du in diesem Blogbeitrag: Darum ist Kefir gesund und so kannst du ihn selber herstellen
  • Kombucha ist ein fermentiertes Teegetränk. Für die Herstellung wird eine Bakterien-Hefe-Kultur mit dem Namen SCOBY verwendet, welche eine Zucker-Tee-Mischung fermentiert. Der Geschmack ist spritzig, säuerlich-süß und abhängig von den gewählten Zutaten. Wenn du mehr über Kombucha erfahren möchtest, könnte dieses Interview spannend für dich sein: So gesund ist Kombucha für dein Mikrobiom

Warum ist Wasserkefir so gesund für den Darm?

Wenn du regelmäßig Wasserkefir trinkst, versorgst du deinen Darm mit wertvollen probiotischen Bakterien, die dein Darm-Mikrobiom (= Darmflora) bereichern können. Ein gesundes Mikrobiom besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Bakterien, die für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden unverzichtbar sind.

Du möchtest wissen, wie es um deine Darmgesundheit steht und was du tun kannst, um deine nützlichen Darmbakterien zu stärken? Mach den myBioma Mikrobiom-Test und erfahre mehr!




Referenzen

  • Cufaoglu G, Erdinc AN. An alternative source of probiotics: Water kefir. Food Front. 2023;4(1):21–31.
  • Lynch KM, Wilkinson S, Daenen L, Arendt EK. An update on water kefir: Microbiology, composition and production. Int J Food Microbiol. Mai 2021;345:109128.
  • Bozkir E, Yilmaz B, Sharma H, Esatbeyoglu T, Ozogul F. Challenges in water kefir production and limitations in human consumption: A comprehensive review of current knowledge. Heliyon [Internet]. 15. Juli 2024 [zitiert 20. September 2024];10(13). Verfügbar unter: https://www.cell.com/heliyon/abstract/S2405-8440(24)09532-X
  • Laureys D, De Vuyst L. Microbial species diversity, community dynamics, and metabolite kinetics of water kefir fermentation. Appl Environ Microbiol. April 2014;80(8):2564–72.
Carina Gurtner BSc, BA
Carina Gurtner BSc, BA
Ernährungswissenschaftlerin
Als Ernährungswissenschaftlerin und Medien- & Kommunikationswissenschaftlerin nutzt Carina ihre Expertise, um komplexe Gesundheitsthemen verständlich zu vermitteln. Ihr Ziel ist es, andere zu einem bewussten, gesunden und nachhaltigen Lebensstil zu inspirieren.