10 Fakten: Wie die Darmflora die Leber krank macht - myBioma

10 Fakten: Wie die Darmflora die Leber krank macht

Wenn wir an unsere Darmbakterien denken, fallen uns vor allem unser Darm und unsere Ernährung ein. Aber wusstest du, dass dein Mikrobiom viel weiter geht und sich auch auf viele andere Körperbereiche, wie Psyche, Herz und Haut auswirkt? Besonders im Fokus liegt dabei die Leber, die durch eine direkte Achse mit dem Darm und den dazugehörigen Bakterien in Verbindung steht. Genau das und wie dein Mikrobiom deine Leber gesund hält oder krank macht, schauen wir uns heute in 10 Schritten an!

1. Die Leber – ein Superstar

Wusstest du, dass die Leber unglaublich viele Aufgaben im Körper übernimmt? Bekannt ist natürlich der Abbau von Alkohol, in Wirklichkeit entgiftet uns die Leber aber von noch viel mehr! Dazu zählen Stoffwechselprodukte, Giftstoffe aus Nahrung und Umgebung und vieles mehr. Aber die Leber stellt auch viele lebenswichtige Stoffe her – zum Beispiel produziert sie wichtige Eiweiße, die dafür sorgen, dass deine Blutgerinnung klappt, wenn du dir in den Finger schneidest. Außerdem stellt sie Galle her, eine unglaublich wichtige Flüssigkeit für deine Verdauung… (1)

2. Geheimnisvolle grüne Flüssigkeit

Galle besteht aus vielen Stoffen, die dein Darm unbedingt braucht um deine Nahrung zu verarbeiten. Besondere Bedeutung haben die Gallensäuren – sie sind dafür verantwortlich, dass Fette und Vitamine aus der Nahrung gelöst werden und deine Darmschleimhaut sie aufnehmen kann. Ansonsten würde dein Darm wertvolle Stoffe nicht resorbieren können, was zu Mängeln und unangenehmem Durchfall führen würde. (1)

Geschnittene Avocado auf dem Teller
Avocados sind reich an Glutathion und fördern die Gesundheit deiner Leber.

 

3. Wie sind Leber & Darm verbunden?

Dein Darm ist also auf die Leber angewiesen! Aber Darm und Leber sind noch auf viele weitere Wege miteinander verbunden. Zum Einen besteht eine Verbindung über die Gallenwege: Die Leber stellt Galle (inklusive Gallensäure) her und schickt diese über einen großen Gallengang in die Gallenblase (zur Speicherung) und direkt in den Dünndarm (zum sofortigen Einsatz). Außerdem können Leber und Darm über das Blut mit dem gesamten Gefäßsystem Stoffe austauschen. Eine besondere Stellung nimmt dabei die sogenannte Lebervene ein: Der Darm nimmt unzählige Nährstoffe aus der Nahrung auf und schickt sie alle über die Lebervene zur Leber. Das heißt, alle Stoffe aus der Nahrung gelangen zuerst zur Leber! (1)

4. Wie Darm & Leber kommunizieren

Aber auch wichtige Botenstoffe werden zwischen Darm und Leber ausgetauscht. Auf diese Art kommunizieren die beiden Organe miteinander und stimmen sich in ihrer Aktivität aufeinander ab. Dabei sind die bereits genannten Gallensäuren besonders interessant. Wenn Gallensäuren im Darm Fette und Vitamine binden, werden sie zum Großteil (bis zu 95 %) mitaufgenommen und gelangen über das Blut zurück zur Leber – daraus erkennt die Leber wie viele neue Gallensäuren sie produzieren muss. Gleichzeitig messen die Darmzellen, wie viele Gallensäuren im Darm sind und schicken Botenstoffe an die Leber, die ebenfalls die Produktion regulieren. (1)

5. Was noch alles zur Leber gelangt…

Über diese Transportsysteme gelangen nicht nur Nährstoffe in die Leber, sondern auch Giftstoffe – wie Alkohol und Toxine aus der Nahrung. Dort werden diese Giftstoff gefiltert und so gut wie möglich abgebaut, damit sie im restlichen Körper keinen Schaden anrichten können. Trotzdem belastet diese Arbeit die Leber und umso weniger Giftstoffe in die Leber kommen, desto gesünder bleibt sie. Dafür gibt es zwei wichtige Faktoren: Einerseits, solltest du möglichst wenig Schadstoffe aufnehmen – also Alkohol nur in Maßen, gesunde Nahrungsmittel und wenig verarbeitete Lebensmittel. Andererseits, spielt deine Darmbarriere eine große Rolle, bei der Aufnahme von Giftstoffen. Wenn zum Beispiel ein Leaky Gut Syndrom vorliegt – die Darmzellen also nicht fest genug miteinander verbunden sind – können mehr Schadstoffe zur Leber gelangen. (1)

6. Was das Mikrobiom damit zu tun hat…

Jetzt wissen wir also, dass Leber und Darm eng zusammenarbeiten. Aber was haben deine Darmbakterien damit zu tun? Wenn die Darmbarriere geschwächt ist, hängt das mit vielen Faktoren zusammen. Alkohol, Stress, ungesunder Ernährungsstil und lange Antibiotika-Behandlung verändern dein Mikrobiom, sodass es Entzündungen und Leaky Gut begünstigt. Dabei wird die Darmschleimhaut schwach und schützender Schleim auf den Darmzellen verschwindet. Durch die geschwächte Darmschleimhaut können umso mehr Schadstoffe und auch Bakterienbestandteile ins Blut und bis zur Leber gelangen. Dort richten sie ihren Schaden an… (1)

Dude jumped vom Rock
Damit du fit und gesund bleibst, muss es auch deiner Leber gut gehen!

7. Mikrobiom & Schäden an der Leber

Sobald Bakterien und ihre Bestandteile über die Lebervene in der Leber angelangen, reizen sie dort das Immunsystem und lösen Entzündungen aus. Die Leber reagiert grundsätzlich auf Entzündungen, indem sie ihr Gewebe umbaut. Bei den meisten Lebererkrankungen gehen nämlich wertvolle Leberzellen, die entgiften oder Gallensäuren herstellen, zugrunde und an ihrer Stelle bleibt funktionsloses Bindegewebe. Diesen irreversiblen Prozess nennt man Leberfibrose. Im schlimmsten Fall kann sie auch zu Leberkrebs fortschreiten. (2)

8. Wie Bakterien zur Leberverfettung führen

Relativ gut erforscht ist in diesem Zusammenhang die “Nicht-alkoholische Fettleber Erkrankung” (NAFDL) , die eng mit Übergewicht und ungesundem Lebensstil verknüpft ist. Durch eine Ernährung mit vielen ungesunden Fetten und Zucker kommt es zu Übergewicht und gleichzeitig lagert sich Fett aus der Nahrung in der Leber ein. Das kann übergehen in Leberfibrose und eine dauerhaft eingeschränkte Funktion der Leber. Zu dieser Leberverfettung trägt wahrscheinlich auch das Mikrobiom bei – zum Beispiel liegt bei Menschen mit NAFDL eine Überwucherung des Dünndarms mit Bakterien vor und bestimmte Bakterien liegen in veränderten Verhältnissen im Darm vor. Zum Beispiel sind Bacteroides und Ruminococcus bei NAFDL erhöht, während Prevotella erniedrigt sind. Das sind Hinweise, dass bestimmte Bakterien die Entstehung der NAFDL begünstigen. (1, 2)


9. Folgen für die Leber

Auch bei anderen Lebererkrankungen, wie Leberzirrhose, die durch Alkoholsucht entsteht, gibt es einen Zusammenhang mit den Darmbakterien. Zur Zeit ist noch nicht abschließend geklärt, wie das Mikrobiom diese Krankheiten beeinflusst, klar ist aber, dass Darm und Leber in enger Verbindung stehen und auch die Bakterien einen erheblichen Einfluss auf die Lebergesundheit haben. Wichtig ist auch, dass die Leber lange Zeit Stress aushält und keine Beschwerden verursacht, sobald aber echte Schäden eintreten, diese nicht mehr rückgängig zu machen sind. Daher sollten wir alle genau auf unsere Leber aufpassen und uns um ihre Gesundheit kümmern. (1, 2)

10. Was braucht die Leber?

Um deine Leber gesund zu halten, kannst du einiges unternehmen! Am wichtigsten sind eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse und ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol. Besonders wertvolle Nährstoffe für deine Leber sind Antioxidantien und Glutathion – beides findet sich zum Beispiel in Avocados. Ein weiterer wertvoller Tipp ist ein Glas warmes Wasser mit frischem Zitronensaft am Morgen. Zitrone ist reich an Vitamin C und unterstützt deine Leberenzyme. (3)

Wir hoffen du hast einen spannenden Einblick in die Leber-Darm-Mikrobiom Achse erhalten!

Zitronenscheiben
Zitronen haben viel Vitamin C und halten deine Leber gesund

 



Referenzen

  • Tripathi A, Debelius J, Brenner DA, et al. The gut-liver axis and the intersection with the microbiome. Nat Rev Gastroenterol Hepatol. 2018;15(7):397-411.
  • Bashiardes S, Shapiro H, Rozin S, Shibolet O, Elinav E. Non-alcoholic fatty liver and the gut microbiota. Mol Metab. 2016;5(9):782-94.
  • Abu-Elsaad NM, et al. Modified citrus pectin stops progression of liver fibrosis by inhibiting galectin-3 and inducing apoptosis of stellate cells. Can J Physiol Pharmacol. 94(5):554-62 (2016).
Dr. Elisabeth Orgler
Dr. Elisabeth Orgler
Ärztin und Ernährungsexpertin
Als Medizinerin, Ernährungsspezialistin und Autorin beschäftigt sich Elisabeth seit Jahren intensiv mit den Bereichen Darm, Verdauung, Mikrobiom und Ernährung. Ihre Arbeit bietet wertvolle Einblicke und praktische Ratschläge für ganzheitliche Gesundheit.